Esskapaden

Die Küche hat im Laufe ihrer Geschichte viele Höhen und Tiefen durchgemacht. Galt sie früher als zentraler Familientreffpunkt und Mutters Refugium, fristete sie über Jahre ein karges Dasein auf wenigen Quadratmetern, während sich das Wohnzimmer zum Herz der eigenen vier Wände mauserte. In jüngster Zeit jedoch ist Kochen zum neuen Volkssport geworden und die Küche wieder zum attraktiven Lebensmittelpunkt, in der man der Leidenschaft Kochen ungehindert nachgehen kann.

Star- und TV-Köche haben Einzug in unser Leben gehalten, zahlreiche Kochshows erfreuen sich wachsender Beliebtheit und ein Blick auf die vielfältigen Rezepte im Internet zeigen deutlich, dass das, was wir täglich anrichten, mehr ist als einfach nur Nahrungsaufnahme. Die einen sprechen von Genussmagie, andere von einer kulinarischen Revolution. Manche Menschen meinen mit Kochen mehr als nur die reine Zubereitung von Mahlzeiten. Für sie ist Kochen eine Leidenschaft. Überaus begeistert experimentieren sie immer wieder mit neuen Kombinationen der unterschiedlichsten Zutaten und hin und wieder gelingt ihnen eine kleine Offenbarung, die man gemeinhin als Geschmacksexplosion bezeichnet. Die Entdeckung eines neuen Gerichts ist für das Glück der Menschheit von größerem Nutzen als die Entdeckung eines neuen Gestirns – das wusste schon der französische Schriftsteller, Jurist und Gastronom Jean Anthelme Brillat-Savarin zu berichten.

Und wer genau hinsieht, entdeckt dabei auch, dass Essen verbindet – selbst über Kulturen hinweg. Es ist der Geschmack, der uns eine Welt selbst dann aufzuschließen vermag, wenn uns die Sprache hierfür noch fehlt.

Meine hier veröffentlichten kulinarischen Notizen entstammen unterschiedlichsten Quellen, wobei die Kreativität im Vordergrund steht. Alte Gerichte neu entdecken – heute würde man wohl sagen „Pimp my food“. Oft war es die Spurensuche, die mich inspirierte, auch oder besser gerade mutig zu sein zu dem Seltsamen, Abenteuerlichen und Unbekanntem im Reich der Genüsse. Und nicht zuletzt Oma’s unnachahmliche Graupensuppe hat mich dazu bewegt, besondere Rezepte als Kleinode zu bewahren… ein klein wenig Apicius steckt schliesslich in jedem von uns.

„Man soll dem Leib etwas Gutes bieten, damit die Seele Lust hat, darin zu wohnen.“ (Winston Churchill)

„Das Essen soll zuerst das Auge erfreuen und dann den Magen.“                    (Johann Wolfgang von Goethe)

„Hier wird mit Liebe und Knoblauch gekocht.“ (Rainer Blaeser)